Rodholz – Erst die beschwerliche und gefährliche Flucht aus der Heimat, dann die ständige Angst vor einer Abschiebung – dieses Schicksal teilen derzeit viele geflüchtete Familien aus Afghanistan. Auf einem Tagesausflug, der von der Deutschen Jugend in Europa organisiert wurde, konnten fünf junge afghanische Geflüchtete nun zumindest für einen Tag lang ihre ganzen Sorgen hinter sich lassen und mit Gleichaltrigen jede Menge Spaß und Action erleben. Mit dabei auch einige Jugendspieler des DJK 1. FC Nüsttal.
Mit 12 Kindern afghanischer und deutscher Herkunft aus der Region Fulda ging es am Morgen mit dem Bus in die Rhön. Erste Station war der Biohof der Familie Gensler in Poppenhausen. Dort stand das Erlebnisbacken mit Hofinhaber Christoph Gensler auf dem Programm. In unterhaltsamen drei Stunden bekamen die Kinder nicht nur einen Einblick in die Backstube. Sie erfuhren auch, welche Zutaten für ein Brotteig notwendig sind, wie der Teig gemischt werden muss und wie der Ofen richtig angeheizt wird. „Am wichtigsten ist mir aber immer die Botschaft, dass jeder mit dem Verzerr von Biolebensmitteln direkt zum Umweltschutz beiträgt“, erklärt Gensler sein Ansinnen. Die Kinder durften schließlich auch selbst mit anpacken und eigene Fantasiegepäcke kreieren. Die schönsten wurden am Ende sogar mit Preisen aus dem Bioladen prämiert.
Gut gestärkt, mit selbstgebackener Pizza im Magen nahm der Tag seinen Lauf. Mit dem Bus ging es weiter nach Wendershausen in den Rhön-Räuber-Park. Die ursprünglich geplante Wanderung zur Wasserkuppe fiel leider dem schlechten Wetter zum Opfer. Der guten Stimmung tat das aber keinen Abbruch. Im Gegenteil: Bei einer Runde Minigolf blühten die Kinder auf. In 4er Teams ging es auf den Parcours. Der Spieler mit den wenigsten Schlägen stand am Ende auf dem Siegertreppchen ganz oben.
Nach einer Stärkung im Rhön-Dorf stand dann noch der Hochseilgarten auf dem Programm. Manch einer hatte zwar zu Beginn so seine Probleme mit der Höhe und dem wackligen Untergrund. Mit der Zeit aber gewannen alle Vertrauen und sausten regelrecht über die hölzernen Stege. Ein bisschen Wehmut stand den Kindern auf dem Gesicht geschrieben, als es um 18:30 Uhr hieß: Abfahrt in Richtung Heimat.
Heimat ist in diesem Zusammenhang allerdings für manche aus der Gruppe ein problematischer Begriff, findet Simone Fritz, die die beiden afghanischen Familien schon über ein Jahr lang begleitet: „Wie soll man sich heimisch fühlen, wenn man gezwungen wird umzuziehen, obwohl man sich doch schon so gut eingelebt hat? Und ständig droht eine Abschiebung nach Afghanistan, wo Krieg und Zerstörung immer noch Alltag sind. Das ist für alle eine belastende Situation. Ich bin froh, dass wir den Kindern am heutigen Tag ein bisschen Abwechslung bieten konnten.“ Mobin, Habibullah, Firoza, Saadia und Shapoor, wie die Geflüchteten heißen, hat der Ausflug sichtlich Freude bereitet. Sie haben bereits in Deutschland Freunde gefunden, gehen zur Schule und beherrschen die deutsche Sprache. „Es wäre traurig, wenn die fünf Deutschland wieder verlassen müssen“, sagt Fritz zum Abschluss.
Ermöglicht wurde der Ausflug durch Fördermittel aus dem djo-Bundesprogramm „Grenzenlos Willkommen“, das Initiativen mit jungen Geflüchteten finanziell unterstützt.
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